Der 137-minütige Film «Die Dirigentin» beruht auf einer wahren Geschichte von Antonio Brico (1902-1992), der ersten Dirigentin eines klassischen Orchesters in den 1920er Jahren. Als adoptiertes Mädchen lebte sie bei einer lebensunzufriedenen, dirigierenden Mutter. Der Vater war gefühlvoll, aber untertänig, so dass sie bei ihm einen gewissen Rückhalt erleben konnte, aber keine freies Miteinander. Ihre Mutter zwang der kleinen Familie mit Migräneanfällen ihren Willen auf, dem sich Antonia erst langsam entziehen konnte. In dieser ständig unangenehmen und einschränkenden Beziehungssituation musste sie sich gezwungenermassen aus den Beziehungen lösen, um ihr Leben selbst gestalten zu können. Da sie aktiv genug war musste sie alleine einen - heimlichen - Weg im Leben suchen, bei dem sie sich ausdauernd und ungestört in eine Sache vertiefen konnte.
Da sie in den bestehenden Beziehungen nicht ankommen konnte, versuchte sie auch nicht, sich einzupassen und war deshalb auch frei, sich nicht irgendwie an die vorgegebenen Verhaltens-, Fühl- und Denkmustern unterzuordnen. Damit konnte sie nicht nur genauer beobachten, wann Menschen andere abwerten wollen und konnte sich dem entziehen. Gleichzeitig konnte sie jegliche Chancen für ihr eigenes Lebensziel wahrnehmen und aktiv verfolgen, ohne sich abhängig zu machen. Das war eine grosse Chance, aber auch damit verbunden, jederzeit damit rechnen zu müssen, dass sie sich in guten Beziehungen zurückstellen müsste. Dem entzog sie sich, obwohl sie sich danach auch sehnte. Sie orientierte sich in ihrem Wunsch, voranzukommen an Albert Schweizer, der sich ganz für ein Ziel zugunsten der Menschheit einsetzte. Sie versuchte nach dem Motto zu leben: «Das einzige wichtige im Leben sind die Spuren, der Liebe, die wir hinterlassen».
Sie lernt, dass die grösste Herausforderung für Mann und Frau ist, sich von Enttäuschungen nicht niederdrücken zu lassen. Entsprechend übt sie von morgens bis abends und gibt sich ihrer Leidenschaft hin und lebt davon, sich immer weiter zu verbessern.
Entsprechend ihrer Lebenshaltung, ist sie wie Albert Schweizer mutig entschlossen, die Hindernisse, die sich ihr nicht nur als Frau stellen, nicht hinzunehmen, sondern immer nach konstruktiven Auswegen zu suchen und nach den Sternen zu greifen. Und sei es, die Frau des Präsidenten in den USA zu gewinnen.
Im gesamten kulturellen Kontext war und ist es noch immer schwer zu erfühlen und sich auszudenken, wie eine gleichwertige Partnerschaft der zwei Geschlechter möglich ist, in der beide Partner grosse Ziele zur Freude der Mitmenschen verfolgen können, sich gegenseitig wertschätzen und eine Gross-Familie mit Kindern dazugehören kann.
Die kulturell vorgeschlagenen und in der Erziehung weitergegebenen psychischen und lebenspraktischen Möglichkeiten schränken eine freie Beziehungsbildung und eine gemeinsames Interesse für die Welt stark ein. Es wird im Film auch gezeigt, dass es in dieser Suche nach einer Lösung für diese Fragen zu verschiedensten psychischen Irritationen kommen kann, die im Gefühl tief verankert sein können: Einsamkeit, Abwehr, Empfindlichkeit, Unterordnung, Überheblichkeit, Standesdünkel, Kleinheitsgefühle, Rechthaberei, Machtgefühle als Teil des Minderwertigkeitskomplex, Belästigung, sexuelle Irritationen.
Antonia befürchtete zurecht, dass es ihr gehen würde wie vielen Frauen, die sie beobachtete: Dass viele Frauen selbstverständlich glauben, dass in unserer Kultur die Frauen ihre Ziele im Leben dem Ehedasein unterordnen müssten und sich nicht vorstellen könnten, zu durchdringen, wie das für beide Partner im Gefühl möglich ist, sein Leben in der Partnerschaft nicht aufzugeben, sondern zu erweitern.
Es wird im Film aber auch gezeigt, wie stark der Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Geliebtwerden und Bedeutung zu haben ist und wie Menschen durch Hartnäckigkeit und einer klaren Sichtweise auf das Leben gewonnen werden können.

Ablauf Filmbesprechung
- 16.00 h Gemeinsames Kochen, für diejenigen, die gerne mitkochen
- 17.30 h gemeinsames Essen, für diejenigen, die gerne gemeinsam essen
- 21.15 h Besprechung des Filmes: Die Filme werden vorher von jedem privat angeschaut.
Die Filmbesprechungen finden in Dübendorf, Im Schossacher 17, 3. Stock statt.
Es ist leichter, für seine Prinzipien zu sterben, als für sie zu leben.