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Sonntag, 2. Juni 2024

«Ich habe keine Lust zum Lernen» – Wie kommt es zu Lernschwierigkeiten? Was kann man dagegen tun?

Verein für Soziale Bildung

Lernschwierigkeiten fallen weder einfach plötzlich vom Himmel noch sind sie angeboren. Jeder Mensch, der von sogenannten Lernproblemen betroffen ist, bringt vielmehr seinen individuellen Erfahrungshintergrund mit und eine Art und Weise, mit der er ins Leben und Lernen eingeführt wurde und aus der heraus man erklären und verstehen kann, warum es zu Lernschwierigkeiten kommt. Dieses Verständnis bildet die Basis dafür, alle Lernschwierigkeiten zu überwinden.

Was macht das Lernen aus?

Lernen ist mehr als das reine Abspeichern von Informationen. Lernen beinhaltet die Wahrnehmung und Bewertung der Umwelt, die Verknüpfung mit Bekanntem (Erfahrung) und das Erkennen von Regelmässigkeiten (Mustererkennung). Wenn wir über das Lernen und diesbezügliche Schwierigkeiten reden, dann geht es auch um ein gutes Leben, weil Lernen in jedem Lebensbereich wichtig ist und die Freude daran ermöglicht, sich im Leben besser zurechtzufinden und sich zu verbinden.

Plastizität des Gehirns

Jeder Mensch kommt neugierig auf die Welt. Das Gehirn ist darauf vorbereitet, sich nach der Geburt an die Umwelt anzupassen. Diese Fähigkeit des Gehirns, sich immer wieder neu zu strukturieren, die sogenannte Plastizität des Gehirns, bleibt dem Menschen erhalten und hilft, dass wir uns in unbekannten Umgebungen orientieren können und mit neuen Situationen zurechtkommen. Jedes Kind hat genug Hirnzellen, um alles zu erwerben, wenn die Verknüpfungen im Gehirn über die Synapsen zustandekommen. Es gibt also keine dummen Menschen.

Erfahrungen des Kindes und daraus gewonnene Haltung zum Lernen

Allerdings kommt es eben darauf an,

  • was das Kind als wertvoll oder wissenswert anschaut,
  • wieviel es überhaupt von dem als wertvoll anschaut, was auf es zukommt,
  • was es wiederholen kann, weil es eine Bedeutung hat,
  • was es also wiederholen wollen kann,
  • was es von der Welt erwartet,
  • was wichtig erscheint, sich anzueignen.

Das bedeutet auch: was das Kind freudig angehen kann, was es als beglückend erleben kann. Ein Kind lernt also auch, ob es Neues gerne aufnimmt oder ob es gefährlich oder beängstigend sein kann, was an Neuem auf es zukommt, oder ob das anstrengend sein kann, sich wieder erinnern zu müssen. Wenn ein Mensch abgespeichert hat, dass Neues lernen oder Neues in einem bestimmten Bereich lernen aus verschiedensten Gründen unangenehm ist, dann beantwortet dieser Mensch das spontan mit der Überzeugung, dass das zu vermeiden ist. Dieser Mensch hat dann keine Lust dazu und versucht diese Situation, diese Lernsituation, so gut wie möglich zu vermeiden.

Verständnis für die Haltung des Kindes

Wollen wir also die spontanen und intelligenten Vermeidungsversuche, Umwege und Ausweichversuche beim Lernen verstehen, müssen wir erfahren, wie diese in den ersten Lebensjahren zustandegekommen sind, was also das Kind im Zusammenhang mit dem Lernen erlebt und abgespeichert hat.

Wir gehen vor diesem Hintergrund davon aus, dass Nervosität, Konzentrationsmangel, Hyperaktivität, Ablenkbarkeit, Angetriebensein beim Lernen, Lernverweigerung, Lernwiderstände, Lernunlust, Ängste und Zurückgezogenheit als Folgen von Lernprozessen angesehen werden sollten, die das Kind in den ersten Lebensjahren entwickelt hat und mit denen es auf neue Herausforderungen spontan reagiert und die einer eigenen, meist unverstandenen Logik folgen.

Veränderung der erworbenen Lebensfallen und Irrtümer – Entwicklung von Lernfreude

Unser Aufgabe ist es deshalb zunächst, bei Lernproblemen zu erkennen, welche unangepassten oder dysfunktionalen Muster und Bewältigungsversuche dem Leben gegenüber hinter den Lernproblemen liegen. Wir suchen weiterhin danach, welche unbewussten oder unverstandenen Gefühlsirrtümer oder Gefühlsüberzeugungen zu Lernschwierigkeiten führen und welcher Logik diese folgen. Wir werden also zuerst versuchen, solche verfehlten oder irrtümlichen Wahrnehmungen der Welt und insbesondere von Lernsituationen zu erfassen, ebenso die individuellen Versuche, diese wahrgenommenen Probleme zu bewältigen, was man auch als Gangarten im Leben bezeichnen kann. Und daraus können wir dann ableiten, wie die daraus folgenden Lebensfallen oder Irrtümer verändert werden können. Gelingt dies, werden die Lernschwierigkeiten nicht lediglich überwunden, sondern es entwickelt sich sogar Lernfreude.

Es ist niemals zu spät, aber immer höchste Zeit.
Alfred Adler

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    Individuelle Lernhilfe Dübendorf